Die Schreie der Fledermäuse
Während sie in der
Dämmerung durch die
Luft schnellen, hierhin, dorthin, schreien sie laut, aber ihr Schreien
wird nur
von ihresgleichen gehört. Baumkronen und Scheunen, verfallene
Kirchtürme werfen
ein Echo zurück, das sie im Flug vernehmen und das ihnen
meldet, was sich an
Hindernissen vor ihnen hebt und wo ein freier Weg ist. Nimmt man ihnen
die
Stimme, finden sie keinen Weg mehr; überall
anstoßend und gegen Wände fahrend,
fallen sie tot zu Boden. Ohne sie nimmt, was sonst sie vertilgen,
überhand und
großen Aufschwung: das Ungeziefer.
Parabel
von
Günter Kunert
Günter
Kunert vermittelt
in seiner Parabel einen
literarischen Einblick in die Welt der Fledermäuse und kann am
Beispiel der
Echoorientierung zeigen, wie wichtig Eigenheiten von Lebewesen zu deren
Überleben und für den Naturhaushalt sind.
Die
Besonderheit der
Fledermäuse zu erforschen und
kennenzulernen und auf der Grundlage dieses Wissens die
Fledermäuse zu
schützen, trafen sich am 5. 11. 1997 sieben Menschen im
Büro von NABU und BUND,
damals noch in Leverkusen-Schlebusch.
Kopie
der 1. Protokollseite vom
Gründungstreffen des Arbeitskreises
Fledermäuse
Wir
stellten uns die Frage: was
können wir tun? Es
wurde ein Konzept entwickelt, dazu gehörte die Erfassung der
Fledermaus-Lebensräume (Jagdhabitate und Quartiere) und
Kartierung der
Fledermausfauna in Leverkusen. Auf der Grundlage dieser Daten sollten
Schutzmaßnahmen
für die heimische Fledermausfauna geplant werden z.B. die
Einrichtung von
Fledermaus-Kastengebieten und die Sicherung von Fledermausquartieren.
Mit Infotische
und Fledermausexkursionen wollten wir die interessanten und teilweise
immer
noch negativ eingeschätzten Fledertiere einer breiten
Öffentlichkeit näher
bringen und damit für die Akzeptanz und den Schutz der
Fledermäuse werben.
In
den 17 Jahren unseres Einsatzes
für den
Fledermausschutz ist uns vieles gelungen. Wir werden im Folgenden
einige
unserer Projekte darstellen.
1.
Fledermaus-Kartierungen
Wir
konnten 9 Fledermausarten
sicher für das
Leverkusener Stadtgebiet nachweisen, die hier kurz vorgestellt werden.
Die
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), wie auch
andernorts, unsere häufigste
Art, die sich am Tage in Verstecken an Häusern
wohlfühlt. Sie kommt in
Leverkusen, natürlich mit Schwerpunkten,
flächendeckend vor.
Die
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii), die minimal
größere Schwester der Zwergfledermaus,
tritt im Frühjahr und Spätsommer auf ihren
Wanderungen durch das Rheinland verstärkt
in Leverkusen auf. Sie kann während des Frühjahrs-
und Herbstzugs bis zu 1000
km zurücklegen. Rauhautfledermäuse übertagen
meist in Baumhöhlen auch in
Fledermauskästen.
Die
Mückenfledermaus
(Pipistrellus
pygmaeus),
die dritte
Pipistrellusart, die wir vor
wenigen Jahren in Leverkusen zuerst an der Dhünn in Schlebusch
entdeckten. In
den letzten Jahren gelangen auch Nachweise an der Wupper in Opladen.
Sie ruft
deutlich höher als die Zwergfledermaus mit einer Hauptfrequenz
um 55 kHz und
lässt sich mit dem Ultraschalldetektor gut von dieser
unterscheiden. Bevor
feststand, dass es sich um eine eigene Art handelt, wurde sie daher 55-
kHz-Zwergfledermaus
genannt.
Die
Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) geht, die wie der
Name sagt, an Gewässern auf
Nahrungssuche. Beobachten kann man sie an Dhünn und Wupper,
der Diepentalsperre,
dem Ophovenerweiher und sicher auch an den ehemaligen Kiesgruben in
Rheindorf
und Hitdorf. Wasserfledermäuse zählen zu den
Waldfledermäusen, d.h. sie übertagen
meist in Baumhöhlen. Den Winter verbringen sie Stollen und
Höhlen.
Zum
Foto oben:
Wasserfledermäuse in einem
Winterquartier in Dänemark, dazwischen einzelne
Teichfledermäuse. Die Tiere
hängen hier als Cluster dicht beieinander frei an der Decke.
So sind sie gegen
Wärmeverlust geschützt. Es findet ein
regelmäßiger Tausch der Hangplätze statt,
d.h. die Fledermäuse am Rand wandern langsam in die Mitte und
umgekehrt.
Große/Kleine
Bartfledermaus (Myotis
brandtii/mystacinus)
lassen sich mit dem Ultraschalldetektor
nicht unterscheiden, die Schwersterarten werden beide genannt. Um sie
auseinander
zu halten, müsste man sie mit Netzen fangen und eine
Handbestimmung vornehmen.
Diese Methode setzen wir bisher in Leverkusen nicht ein.
Bartfledermäuse
siedeln in Baumhöhlen, Fledermauskästen, auch an
Gebäuden. Zum Überwintern
suchen sie z.B. Höhlen und ehemalige Bunker auf. Für
Leverkusen gibt es
Einzelnachweise jagender Großen/Kleinen
Bartfledermäuse u.a. an der
Diepentalsperre.
Fransenfledermaus
(Myotis nattereri), wird sie genannt,
weil
ihre Schwanzflughaut von einer „Franse“ kleiner
Härchen gesäumt ist. Wir
konnten die Art jagend an der Diepentalsperre, an Wupper und
Dhünn beobachten. Sie
bewohnt Baumhöhlen auch Dachstühle und
überwintert z.B. in Höhlen und Stollen.
Braunes/Graues
Langohr (Plecotus
auritus/austriacus)
sind wie die Bartfledermäuse mit dem
Ultraschalldetektor nicht zu unterscheiden und werden beide genannt.
Das Braune
Langohr besiedelt meist Baumhöhlen, das Graue Langohr dagegen
Dachstühle. Im
Winter ziehen sich beide Schwesterarten in Höhlen und Stollen
zurück. nachweise
der Langohren liegen für den Bereich Imbach vor.
Der
Große
Abendsegler (Nyctalus noctula), eine
wandernde Fledermausart, wird im Spätsommer häufiger
in Leverkusen beobachten als
im Frühjahr und Sommer. Es legt im Frühjahr und
Herbst Strecken bis zu 1000 km
zurück. Wie der verwandte Kleine Abendsegler übertagt
er sowohl im Sommer als
auch im Winter bevorzugt in Baumhöhlen. Ob eine
Baumhöhle als Winterquartier
geeignet ist, hängt von ihrer Beschaffenheit ab. Sie muss tief
genug und
dickwandig sein, um frostfrei zu sein.
Die
Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) durchzieht im
Spätherbst und Frühwinter das
Rheinland in ostwestlicher Richtung. Dabei verirren sich immer wieder
Tier in Wohnungen
oder Speicher, sofern ein Fenster offen steht. In den letzten Jahren
geschah
das insgesamt viermal in Leverkusen. Nachdem man uns benachrichtigt
hatte,
wurden die Tiere von uns abgeholt. Wenn sie fitt waren, zügig
ausgewildert oder
eine Zeitlang aufgepäppelt und später ausgewildert.
Die Zweifarbfledermaus konnte
über diesen Weg in Leverkusen nachgewiesen werden.
2.
Nahrungshabitate der Fledermäuse
Fledermäuse
jagen dort, wo
ausreichend
Nahrungsinsekten vorhanden sind, z.B. an Gewässern,
Waldrändern, Hecken oder
über naturnahen Wiesen und Gärten. Wichtige
Nahrungshabitate für Fledermäuse
bieten u.a. die Diepentalsperre, verschiedenen Abschnitten von
Dhünn und Wupper
sowie der Bürgerbusch. Auch in Siedlungsbereichen wie Wiesdorf
werden
Fledermäuse immer wieder beobachtet. In der Regel wird hier
die Zwergfledermaus
und gelegentlich der Große Abendsegler angetroffen.
Foto:
Nahrungshabitat für Zwergfledermaus und Großen
Abendsegler an einer Hecke in Bergisch Neukirchen
3.
Fledermaus-Sommerquatiere
Durch
Meldungen von Bewohnern
kennen wir inzwischen
einige Sommerquartiere der Zwergfledermäuse in Schlebusch,
Opladen und Bergisch
Neukirchen.
Bei
2 Quartieren konnten wir bis zu 80 ausfliegende
Zwergfledermäuse beobachten.
4.
Fledermaus-Winterquatiere
Der
ehemalige Stollenbunker in Opladen an der
Himmelsleiter wurde in 2000 in Zusammenarbeit mit dem
AK-Fledertierschutz,
Solingen mit einem fledermausgerechten Tor verschlossen. Bei den
regelmäßigen
Kontrollen, konnten wir bisher keinen Nachweis von
überwinternden Fledermäusen
erbringen. Allerdings sind im Bunker tiefere Spalten vorhanden, die man
nicht
einsehen kann und so besteht Hoffnung, dass an diesen Stellen einzelne
Fledermäuse versteckt sein könnten und
überwintern. Darüber hinaus
kontrollieren wir drei kleine Winterquartiere im
Rheinisch-Bergischen-Kreis,
darunter die als Bodendenkmal geschützte Zwergenhöhle.
5.
Projekte und
Aktivitäten Fotos
Beispiele
für Projekte und Aktivitäten des Arbeitskreises
Fledermäuse Leverkusen in
Bildern
1999
Zunächst hieß es lernen:
Detektorworkshop mit Lothar Bach
2000
Verschluss des Stollenbunkers an der Himmelsleiter
in
Opladen mit dem AK-Fledertierschutz, Solingen
Exkursionen, z.B. die Batnight,
seit 1999 ist der Arbeitskreis dabei. Hier die Einführung in
die Exkursion.
In
den Jahren 2011 und 2012 nahmen 120 bis 125 Teilnehmer an der Batnight
in Leverkusen teil.
Bau von Fledermauskästen,
hier auf dem Naturgut Ophoven.
Daneben führten wir Projektwochen zum Thema
Fledermäuse
in verschiedenen Schulen, z.B. der Regenbogenschule in Manfort
durch.
Ausbringen von
Fledermauskästen im Bürgerbusch (links),
Kastenkontrollen (rechts)
... und Präsenz mit
Infotische bei vielen Veranstaltungen
©
Fotos: M. Höller
Haben
Sie
Fragen zu Fledermauskästen,
Fledermausbrettern,
haben Sie Fledermäuse beobachtet
oder eine Fledermaus gefunden?
Rufen Sie uns an: 0214-54283
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