Jahrestreffen 2016 des LFA in Münster am 19.11.2016
Kurze Zusammenfassung der Vorträge
1. Begrüßung durch Prof. Dr. Scherber vom Institut für Landschaftsökologie der WWU-Münster
2. L. Grosche, F. Krüger, F. Meyer: Fledermausschutz und Forschung in Münster
Kurzer Überblick über das Stadtgebiet, Fledermausschutz in
Münster im Rück- und Vorausblick. Tätigkeiten u.a.
Auffrischung der Stadtkartierung (Dauererfassungen an ausgewählten
Orten, Kartiergänge), Winterquartierkontrollen,
Öffentlichkeitsarbeit u.v.m. Hinweis auf Gefahr, die von
Windrädern mit niedriger Gondel ausgeht. Durch die langen
Rotorblätter, die bis 30 m über den Boden reichen, sind auch
Fledermausarten betroffen, für die von hohen Anlagen keine bzw.
nur sehr geringe Gefährdung ausgeht.
3. S. Sherwin: Projekt Fledermausfreundliches Haus in NRW
Bisher sehr erfolgreich gelaufen, Projekt wird bis Ende 2017
verlängert. Eine Staffel zur Ausbildung als Fledermausbotschafter
ist geplant.
4. Dr. G. Wibbelt: Fledermäuse und Tollwut
Sehr differenzierter und detailreicher Vortrag zum aktuellen
Forschungsstand bzgl. der genetischen Varianten der Tollwuterreger und
zur Übertragung durch Fledermäuse. Allen, die Handkontakt mit
Fledermäusen haben, wird eine vorbeugende Tollwutimpfung empfohlen.
5. J. Hurst: Windkraft im Wald – Erfassungsstandards
Vorstellung des F und E Vorhabens des BfN, Einsatz verschiedener
Methoden u.a. Transektbegehungen, Dauererfassungen mit
Ultraschallmikrofonen an Windmessmasten (50/100 m hoch) und über
Baumkronen, Netzfang und Telemetrie zum Auffinden von Quartieren in
Baumhöhlen.
Ergebnisse zeigen, Zwergfledermäuse fliegen meist bodennah, werden
im Sommer zunehmend in höheren Lagen angetroffen.
Rauhautfledermaus kommt in allen Höhen vor, Peaks in Frühjahr
und Spätsommer (Wanderung). Die Nyctaloiden (Große/ Kleiner
Abendsegler) werden meist in mittleren Höhlen angetroffen, mit
erkennbarem Peak im Spätsommer. Telemetrie-Untersuchungen an
Mopsfledermäusen zum Auffinden von Baumquartieren.
Wichtigste Wirkfaktoren sind Fledermausschlag und Lebensraumverluste,
hier sind insbesondere Rodungen von Höhlenbäumen
(Fledermausquartiere) für die Schaffung von Zuwegungen zu nennen.
Mögliche Vermeidungsmaßnahmen sind Abschaltzeiten,
Verschiebung oder Standortverzicht.
In jedem Fall sind umfängliche Voruntersuchungen zur
Fledermausfauna (im Wald auch Dauererfassungen über den
Bäumen) bei Planungen von WEA durchzuführen, um die
Gefährdungen der Fledermäuse durch die spätere Anlage
abzuschätzen. Ein Gondelmonitoring nach Aufstellung der Anlagen
ist ebenso ein Muss, möglichst auch Absuche im Radius vom 50 Meter
um Anlage nach toten Tieren. (Veröffentlichung Ende 2016, BfN).
6. Dr. M. Sorg: Insektenrückgang in der Landschaft – ein menschengemachtes Problem?
Ein Rückgang der tagaktiven Insekten konnte durch verschiedene
Studien wissenschaftlich belegt werden. Als Hauptursachen gelten der
Einsatz von Insektiziden in der Forst- und Landwirtschaft sowie
ausgeräumte Landschaften (Monokulturen) und Trockenlegung von
Feuchtgebieten. Bisher liegen keine verifizierbaren Erkenntnisse zur
Auswirkungen des geringeren Insektenaufkommens hinsichtlich der
heimischen Fledermäuse vor.
7. Dr. H. Vierhaus, M. Lindenschmidt, R. Wohlgemuth: Fledermausquartierkontrollen aus 40 Jahren.
Regelmäßige Quartierkontrollen (Zählungen ausfliegender
Fledermäuse, Kontrollen von Fledermauskästen und
Winterquartierkontrollen) geben Auskunft über die
Bestandsentwicklung der Fledermäuse. Die Ergebnisse der
langjährigen Kontrollen u.a. in Ostwestfalen werden dargestellt
und diskutiert. Nach Zusammenbruch der Fledermausbestände in den
1970er Jahren kann bei einigen Arten (z.B. Großes Mausohr,
Fransenfledermaus) Erholung der Bestände festgestellt werden.
Aufmerksamkeit auf die Bestandsentwicklung ist geboten.
8. M. Koch, P. Fischer, S. Käfer: Internet der Fledermäuse
– vernetzt Ultraschallrecoder zur Erfassung der
Fledermausaktivität
Beruhend auf der Technik von Bat Pi 2 (2015 vorgestellt von Henrike und
Holger Köber, Landestreffen NRW, Nümbrecht)
wurde und wird ein System zur Datenübertragung von Rufaufnahmen an
Dauererfassungsstandorten mittels WLAN entwickelt. Die Daten werden auf
einen Server übertragen und sind dort mit Smartphone oder PC
abrufbar. Eine externe Steuerung des Erfassungssystems soll
möglich sein. Die Autoren programmieren eine Software, deren
Algorithmus in der Lage sein soll, eine Vorsortierung (Filterung) der
Feldaufnahmen durchzuführen, d.h. Aufnahmen ohne Fledermausrufe
raus zu filtern und Artengruppen zu bestimmen. Eine Bestimmung auf
Artniveau für die Pipistrellusarten und die Nyctaloiden wird
angestrebt. (Ob das zu belastbaren Ergebnissen führt?).
Näheres wird später auf der BAFF-Seite zu finden sein. (siehe
auch Hinweis unter Links)
9. M. Graf: Bechsteinfledermäuse in NRW
Vorstellung von Untersuchungen im Kreis Siegen-Wittgenstein. Methoden
u.a. Netzfang, Telemetrie. Lebensraum der Bechsteinfledermaus alte
Buchen-, Eichenwälder Vorkommen auch in Nadelwäldern.
Quartiere häufig in Spechthöhlen. Bedroht durch
Lebensraumveränderugnen, wie Umbau von alten Wäldern und
damit Verlust von Quartierbäumen. Maßnahmen zum Schutz sind
Erhaltung von Höhlenbäumen, Erhaltung bzw. Entwicklung von
Wäldern mit Bäumen verschiedener Altersklassen, Schaffung
vernetzender Strukturen.
10. Verschiedenes
Das Jahrestreffen 2017 findet Samstag, den 18. November 2017 in Leverkusen statt und wird vom Arbeitskreis Fledermäuse bei NABU und BUND Leverkusen organisiert und vorbereitet.
Für die Tagung 2017 sind Anmeldungen erforderlich,
die der Sprecherkreis des LFA Fledermäuse NRW entgegennimmt.
Kontakt: Dr. Carsten Trappmann, E-Mail: Trappmann@Fledermausschutz.de.
Leverkusen, 20. November 2016, Dipl.-Biologin Mechtild Höller